03/2023 – Ljubica Negovec
Was ist Lokalisierung:
Bedeutung & Einsatzgebiete
Sie stehen als Unternehmen gerade davor, Ihr Produkt bzw. Ihre Dienstleistung international anzubieten? Dann sollten Sie sich unbedingt mit Lokalisierung beschäftigen. Egal ob Website, Online-Shop, Software oder Medienproduktion – eine sprachlich und fachlich einwandfreie und an den Zielmarkt angepasste Übersetzung ist Pflicht. Warum? Das erfahren Sie hier!
Definition: Was bedeutet Lokalisieren?
Der Begriff Lokalisierung (seltener auch „Lokalisation“) bedeutet „Ortsbestimmung“. Auf sprachlicher Ebene ist damit die Übersetzung von Texten und Inhalten unter Berücksichtigung des Zielmarkts gemeint. Beim Lokalisieren werden also Inhalte nicht einfach 1:1 übertragen, sondern mit passenden Entsprechungen der Zielsprache ersetzt. So klingt die Übersetzung für das gewünschte Publikum verständlich, natürlich und flüssig.
Folgende Bestandteile der zu übersetzenden Inhalte werden dabei z. B. angepasst, ausgetauscht oder neugestaltet:
- besondere Ausdrücke, Phrasen oder Sprichwörter
- Umgangston und Höflichkeitsformen
- Traditionen, Gewohnheiten, Normen und gesetzliche Vorschriften
- im Zielland unübliche Satzzeichen, Sonderzeichen und Symbole
- das Format von Daten wie Telefonnummern, Uhrzeit und Datum oder Maßangaben
- das Layout von Texten und Inhalten
- Bildmaterial und Grafiken
- etc.
Kurz zusammengefasst wird also alles angepasst, was für das Zielpublikum in irgendeiner Form seltsam, störend oder unnatürlich wirken könnte. Aus diesem Grund ist das Lokalisieren eine besonders hohe Kunst der Übersetzung, die viel Sprachwissen, Erfahrung und kulturelle Kompetenzen erfordert.
Lokalisierung vs. Übersetzung
Wie genau unterscheidet sich nun jedoch eine Lokalisierung von einer „normalen“ Übersetzung?
- Bei einer Übersetzung wird möglichst wortgetreu in die Zielsprache übertragen. Der Text ist sprachlich und grammatikalisch korrekt, kann für Native Speaker aber seltsam oder holprig klingen. So ist die Übersetzung schnell als solche erkennbar.
- Eine Lokalisierung geht einen großen Schritt weiter: Der Inhalt wird nicht nur an die Sprache, sondern auch an das Zielpublikum angepasst. Dadurch liest sich die Übersetzung, als wäre sie direkt in der Zielsprache verfasst worden.
Ein Beispiel zur Veranschaulichung:
Die US-amerikanische Fluggesellschaft Braniff International Airways bewarb die neuen Ledersitze ihrer Flugzeuge mit dem Slogan „Fly in leather“. Für den mexikanischen Markt nutzte sie die wörtliche Übersetzung: „Vuela en cuero“. Das Problem? Dies bedeutet im Spanischen so viel wie „Fliegen Sie nackt“. Eine lokalisierte Übersetzung hätte diesen Fauxpas wohl leicht vermeiden können. |
Lokalisierung vs. Kulturalisierung
Eine erweiterte Form der Lokalisierung ist die Kulturalisierung. Hier geht das Lokalisieren noch ein wenig weiter: In die Übersetzung fließen nun auch noch kulturelle Eigenheiten ein, z. B. der Slang einer bestimmten Zielgruppe. Für die kulturelle Anpassung braucht es Übersetzer, die im Zielland aufgewachsen sind oder lange Zeit dort verbracht haben. Auch die Feinheiten der Ausgangssprache müssen ihnen genau bekannt sein, um Bedeutungsnuancen zu erkennen und richtig zu übertragen.
Einsatzbereiche und Beispiele für Lokalisierung
Sie kennen nun die Definition von Lokalisierung – nun gibt es einige Bereiche, wo das Lokalisieren besonders große Bedeutung hat und dementsprechend gravierende Folgen haben kann. Einige davon wollen wir Ihnen im Anschluss vorstellen:
Website-Lokalisierungen und Online-Shops
Das Aushängeschild eines Unternehmens ist dessen Website. Dort finden potenzielle Kunden im Bestfall alle nötigen Informationen – klar, verständlich und ansprechend aufbereitet. Genauso wichtig ist ein Online-Shop, der intuitiv durch die einzelnen Schritte des Kaufprozesses führt.
Dementsprechend viel Aufwand sollte in eine lokalisierte Übersetzung der Website und des Shops fließen, wenn Unternehmen Ihre Produkte/Dienstleistungen für einen neuen Markt verfügbar machen wollen.
Zur Shop- oder Website-Lokalisierung gehört vor allem,
- den Umgangston der ausländischen Zielgruppe zu treffen,
- die User Experience zu optimieren (z. B. Farben, Struktur und Gestaltung),
- Bilder und Videos mitzuübersetzen,
- eventuelle gesetzliche Bestimmungen des Landes zu Produktinformationen, Datenschutz etc. einzuhalten und
- den Inhalt in Suchmaschinen leicht auffindbar zu machen. Das bedeutet: SEO auf der mehrsprachigen Website muss für jeden Zielmarkt einzeln geplant und umgesetzt werden.
Hält sich ein internationales Unternehmen nicht an diese Schritte, wirkt sich das direkt negativ auf den möglichen Umsatz aus. Ein schlechter Online-Auftritt wird vielleicht gar nicht gefunden, macht den Kaufabschluss fast unmöglich oder sorgt mit unverständlichen Texten für einen bleibenden Imageschaden – um nur einige Beispiele zu nennen.
Softwarelokalisierung
Die Softwarelokalisierung fordert ähnliche Kriterien wie bei einer Website, hier zählt aber vordergründig die Nutzererfahrung. Denn User aus verschiedenen Ländern haben teils andere Vorstellungen davon, wie eine benutzerfreundliche Oberfläche auszusehen hat. Das beginnt schon bei der Farbwahl und endet erst bei der Microcopy (dazu zählt z. B. die Beschriftung von Buttons).
Hier einmal eine Auswahl, was es zu beachten gilt:
- Formen, Farben, Schriftarten und Co. an übliche Standards angleichen
- Anordnung der Elemente, z. B. nach Leserichtung im Zielland
- CTAs und Buttons an Textlänge anpassen – oder umgekehrt
- Übersetzung von Bildern und Grafiken
- gängige Piktogramme für Schaltflächen wählen
- Zahlen, Währungen, Maßeinheiten, Datumsangaben, Adressangaben etc. richtig formatieren
- Eingabe- bzw. Formularfelder an Besonderheiten der Sprache (z. B. Umlaute und Sonderzeichen) anpassen
Kurzum: Das gesamte Programm bzw. die gesamte App muss so designt sein, dass es wirkt, als wäre sie direkt für das Zielland programmiert worden. Das erfordert einigen Zusatzaufwand, macht die Bedienung der Software für die Nutzer jedoch bedeutend intuitiver. Wer langfristig gegenüber der Konkurrenz bestehen will, kommt also nicht um eine Lokalisierung herum.
Lokalisierung von Film & Fernsehen
Für Film und Fernsehen spielt das Lokalisieren ebenfalls eine bedeutende Rolle. Hier geht es einerseits um Synchronisation der gesprochenen Sprache, andererseits um die passende Untertitel-Übersetzung. Dazu kommen manchmal noch weitere nichtsprachliche Lokalisierungen – etwa Gesten und Verhaltensweisen.
Produktionen im Bereich Humor und Comedy lassen sich oft besonders schwer in andere Sprachen und Kulturen übertragen. Denn hier muss eine Entsprechung gefunden werden, die in etwa dasselbe aussagt, in etwa derselben Zeit gesprochen werden kann, im Idealfall den Lippenbewegungen entspricht und die ursprüngliche Absicht des Witzes dazu noch möglichst originalgetreu wiedergibt.
Das kann oft schnell daneben gehen. So etwa in einem Beispiel für semi-erfolgreiche Lokalisierung aus der beliebten Sitcom The Big Bang Theory:
Im englischen Original pausiert Sheldon sein Online-Spiel mit der Aussage „AFK“. Auf Pennys Frage, was das bedeutet, antwortet er „away from keyboard“. Darauf meint Penny: „Oh, I see.“ Sheldon missversteht dies als „OIC“ und fragt, was diese Abkürzung nun wieder bedeuten soll. Darauf erntet er lediglich einen verwirrten Blick.
Im Deutschen antwortet Penny stattdessen „Oh, I.V.“ (ich verstehe) – also tatsächlich mit einer Abkürzung. Das macht Sheldons Frage durchaus berechtigt – und den Rest des Gags für deutsche Zuschauer völlig unverständlich.
Teilweise werden Filme und Serien übrigens sogar völlig neu verfilmt, um einen neuen Markt zu erobern. So wurde etwa der französische Film „Ziemlich beste Freunde“ dreifach neu verfilmt: in Indien, Argentinien und den USA. |
Lokalisierung in der Videospielbranche
Ein immer größer werdender Markt ist die Games-Branche. Bei der Videospiel-Lokalisierung fehlte gerade im japanischen Raum (wo sich viele der großen Games-Hersteller tummeln) lange Zeit das Verständnis, warum Lokalisierungen – bzw. generell gute Übersetzungen – wichtig sind.
Ein Paradebeispiel dafür ist die halbherzige Übersetzung des berühmten PS1-Spiels Final Fantasy VII aus 1997. Im Deutschen und Englischen bekamen Spieler hier nämlich Perlen wie „It’s all in there, read it sorgfältig durch.“ oder „This guy are sick.“ zu lesen, ganz abgesehen von der fehlerhaften Darstellung der deutschen Umlaute und ähnlichen Problemen.
Doch seitdem hat sich einiges getan und Entwickler nehmen inzwischen alle Sprachversionen ihrer Spiele ernst. Das zurecht, denn eine gute Lokalisierung kann erfolgsentscheidend sein:
Die Bedeutung einer guten Lokalisierung für Unternehmen
Wie bereits geklärt sorgt eine gute Lokalisierung dafür, dass ein Text oder Inhalt perfekt an einen ausländischen Markt angepasst wird. Verzichtet man darauf, kann das geschäftsschädigend sein. Etwa, wenn das eigene Produkt mit einer negativen Eigenschaft oder Erfahrung in Zusammenhang gebracht wird.
Solche internationalen Marketing-Fails können einen Betrieb teuer zu stehen kommen – wie in den folgenden Fällen:
- Lamborghini ließ nicht allzu viel Vertrauen in die eigenen Automodelle aufkommen: Der Lamborghini Reventón wurde nach einem berühmten Kampfstier benannt – ohne dabei zu beachten, dass „reventón“ im Spanischen einen Reifenplatzer bezeichnet. Nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal.
- Ähnliches passierte den Autoherstellern Ford und Audi: Während Ford mit dem Modell Kuga am Balkan die „Pest“ verbreitete, verkaufte Audi mit dem e-tron in Frankreich wörtlich einen „Kothaufen“ (étron).
- Electrolux erlaubte sich beim Staubsaugersortiment einen Patzer: Der zweideutige Slogan „Nothing sucks like an Electrolux“ wurde in den USA mit Vorliebe falsch verstanden, nämlich als „nichts ist so schlecht wie ein Electrolux“. Viele Staubsauger werden hier wohl nicht über die Ladentheke gewandert sein.
- Die Werbung für das Waschmittel Persil ging für den Hersteller Henkel wortwörtlich nach hinten los: Der Slogan „schmutzig – Persil – sauber“ wurde im arabischen Raum nämlich von rechts nach links gelesen – verständlich, dass arabische Bürger nicht unbedingt von den Qualitäten des Waschmittels überzeugt waren.
Was auf den ersten Blick amüsant klingt, hat für die Hersteller dieser Produkte leider teils gravierende Auswirkungen. In manchen Fällen kann ein solcher Imageschaden nie wieder komplett rückgängig gemacht werden. Permanente Umsatzeinbußen sind die Folge.
Deshalb: Legen Sie eine Lokalisierung stets in professionelle Hände!
Beispiele wie die obigen gibt es zuhauf über alle Branchen hinweg. Aus diesem Grund sollten Sie für sämtliche Inhalte, die für Ihre Geschäftspartner, Kunden und Interessenten bestimmt sind, immer auf eine Lokalisierung vom Profi vertrauen, statt ein kostenloses Übersetzungstool zu nutzen. Nur so gehen Sie sicher, dass Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung, aber auch Ihr Unternehmen selbst, im Ausland sprachlich und kulturell richtig ankommt.
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FAQ – Lokalisierung
Was gehört alles in eine Lokalisierung?
Eine Lokalisierung ist eine Übersetzung, die sprachlich und fachlich korrekt ist, aber auch perfekt an den gewünschten Zielmarkt angepasst wurde. Es werden also nicht nur Wörter und Phrasen übertragen, sondern sämtliche Inhalte angepasst, die für Nutzer des Ziellandes störend oder unnatürlich wirken könnten: z. B. die Textgestaltung, Farben, Zahlenformate, Sonderzeichen, Höflichkeitsformen, Bilder, Grafiken u. v. m.
Was sind Lokalisierungsprojekte?
Bei einem Lokalisierungsprojekt wird z. B. ein Softwareprodukt für einen bestimmten Zielmarkt optimiert. Dazu werden neben textlichen Bestandteilen auch die Benutzeroberfläche, die Hilfefunktionen und die zugehörige Dokumentation geprüft und für Nutzer des Ziellandes angepasst.
Wie lokalisiert man richtig?
Zum richtigen Lokalisieren gehören genaue Kenntnisse des Zielmarktes. Es braucht also einen Übersetzer, der über die nötigen sprachlichen, fachlichen und kulturellen Kompetenzen verfügt. Dieser prüft jede Übersetzung nicht nur auf sprachliche Korrektheit, sondern auch darauf, ob die Inhalte im Zielland richtig ankommen und verstanden werden.